Schloss Thierbach

Kommen Sie mit auf Spurensuche und entdecken Sie
eines der letzten brillanten

Meisterbauten stilreiner Neogotik

im Schlösserland Sachsen | Deutschland.

Sachbuch, Historische Ansichten, Geschichte, Familie Auenmueller, Wappen, Memoiren, Architekt, Schlossanlagen der Neugotik, Bauplan, Bauzeichnung, Grundriss, Mittelrisalit, Fassade, Vestibuel, Dreifluegeltreppe, Kabinette, Grundrisse, Tafeln, Foerderer, Quellen

2022 erscheint voraussichtlich das Sachbuch "Schloss Thierbach".

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Ansichtskarten

Geschichte "Schloss Thierbach"

Geschichte "Familie von Auenmüller"

Zeitzeugen

Historische Aufnahmen

Originale

Architektur

Baupläne und Tafeln

Ziele folgt

Schlusswort folgt

Quellen folgt

Vorwort

Das Schloss und der Gutspark sind zwischen 1889 und 1899 entstanden. Sie zählen zu den jüngsten und letzten Schlossanlagen in Sachsen. Zudem sind sie ein einzigartiges Beispiel des Schlösserbaus hinsichtlich ihrer Stilreinheit der Neugotik in Vollendung.

Aufgrund des aktuell ruinösen Zustands und zunehmenden Verfalls ist eine denkmalwürdige Dokumentation unverzichtbar um diesen Meisterbau für die Nachwelt zu erhalten.

Das Sachbuch zu Schloss Thierbach "Meisterbauten stilreiner Neogotik" wird voraussichtlich 2022 erscheinen. Dieses Buch fasst sämtliche Recherchen zusammen und dient somit als gesamtheitliches Nachschlagewerk. Auszüge dieses gesammelten Wissens stehen bereits hier auf schloss-thierbach.de kostenfrei zur Verfügung.

Vielen Dank an alle mitwirkenden Quellen
und viel Freude beim Studieren.

Historische Ansichtskarten

Postkarte 1 Schloss Thierbach

Postkarte 1 Schloss Thierbach

Abb.: Lithografie datiert auf den 29. Juli 1900. Der Text auf der Postkarte
"Schloss 1878 erbaut, Familie Thilo" ist nachweislich eine Fehlinformation.


Postkarte 2 Schloss Thierbach

Postkarte 2 Schloss Thierbach

Abb.: Historische Ansichtskarte "Gruß aus Thierbach."
mit Aufnahmen um 1900 veröffentlicht vom Verlag "F. Ebert, Rötha i. S"


Postkarte 3 Schloss Thierbach

Postkarte 3 Schloss Thierbach

Abb.: Historische Ansichtskarte mit Aufnahmen ebenfalls um 1900
veröffentlicht von "Fotographische Anstalt Weissgärber, Zwönitz"


Postkarte 4 Schloss Thierbach

Postkarte 4 Schloss Thierbach

Abb.: Historische Ansichtskarte "Thierbach über Borna/ Leipzig" mit Aufnahmen um 1910
veröffentlicht von "Hans Müller, Flößberg - Bad Lausick"


Geschichte "Schloss Thierbach"

Teil 1 - Die Entstehung

1861 kaufte "Ferdinand Thilo" für seinen Sohn "Felix" das Rittergut Thierbach. Am 24.12.1875 erbte es Ehefrau "Maria Clara Thilo". Die erstrebte Übernahme durch den Sohn kam nicht zu Stande. Stattdessen beauftragte die Witwe das "Bank- und Commissionsgeschäft Vieweger & Co. Leipzig" mit dem Verkauf.

Nach Akten des Staatsarchivs Leipzig existiert ein Kaufvertrag, datiert mit dem 23.05.1888, mit "Maria Clara Thilo" und "Julius Emmrich Curt von Auenmüller". Allerdings fehlen die Unterschriften, so dass man lediglich von einer Abschrift bzw. einem Entwurf ausgeht. Im Schreiben des Königlichen Amtsgerichts Borna vom 20.06.1888 wird der Kaufpreis des Ritterguts Thierbach mit 600.000 Mark beziffert (entspricht 3,5 Mio Euro / Stand 2005).

Da es bis heute nicht gelungen ist eine Bauakte ausfindig zu machen bzw. es keine Zeitzeugen mehr gibt, kann über die Bauzeit nur spekuliert werden. Es ist davon auszugehen, dass zunächst das Aufmaß und die Erstellung der Baupläne mehrere Monate beanprucht haben, insbesondere durch die komplette Neugestaltung des Gutsparks. Anschließend mussten die Anträge noch eingereicht und genehmigt werden. Daher ist ein Baubeginn vor 1889 unwahrscheinlich. Die Fertigstellung hingegen wurde offensichtlich noch vor 1900 erreicht, da einerseits vergleichbare Projekte nur vier bis zehn Jahre Bauzeit benötigten und andererseits historische Postkarten diese Anlage belegen. Somit gehört es zu den jüngsten und letzten Schlossanlagen in Sachsen.

1904 heirateten "Julius Emmrich Curt von Auenmüller" und "Johanna Hedwig Emilie Forker Schubauer" und es erblickten ein Sohn und zwei Töchter das Licht der Welt. Jetzt war richtig Leben im Schloss Thierbach und es erfüllte seine Bestimmung. Die Familie verbrachte hier weitestgehend ihre Zeit bis zum Verkauf am 15.03.1941.

Wappen Schloss Thierbach

Abb.: Wappen der Familie "von Auenmüller" über dem Eingangsportal des Schlosses

Teil 2 - Der Niedergang

Nach dem Verkauf wurde es zunächst als Wohnung für die Espenhainer Betriebsdirektoren genutzt. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Schloss Umsiedlern und Flüchtlingen bereitgestellt. Später gab es wohl auch eine zwischenzeitliche Nutzung als Kindergarten.

Im Dezember 1978 kam es zu einem Brand. Die Lüftungsschächte der um 1900 hochmodernen Warmluftheizung wurden jahrelang fälschlicherweise als Schornsteine benutzt, so dass die eingemauerten Holzbalken überhitzten und ein Schwellbrand die Weiternutzung unmöglich machte. Die damaligen Eigentümer ließen daraufhin sogar Pläne für eine brandschutzsichere Heizungsanlage erstellen mit dem Ziel einer Herrichtung eines Altersheims. Allerdings blieben die notwendigen Instandsetzungsarbeiten aus und der rapide Verfall nahm seinen Lauf. Der Rat des Kreises Borna stellte im Jahre 1982 das Gebäude unter Denkmalschutz und verhinderte damit zumindest einen Abriss, den Dr. Schütter, Betriebsdirektor des VEB Braunkohlenveredelung Espenhain, in einem Schreiben vom 12.06.1989 herbeiführen wollte.

Auch nach der politischen Wende im Jahre 1990 blieben zwingende Instandhaltungen aus, Rettungsversuche mit Fördermitteln scheiterten und Eigentümerwechsel trugen nicht zum erforderlichen Schutz der Bausubstanz bei. Somit erscheint die fortgeschrittene Einsturzgefahr der Außenwände umso tragischer, da es theoretisch nicht so schlimm hätte kommen müssen.



Abb.: Einsturzgefährdete Außenmauern

Geschichte "Familie von Auenmüller"

Der Käufer des Rittergutes Thierbach "Julius Emmrich Curt von Auenmüller" wurde am 05.02.1860 in Leipzig geboren. Sein Großvater war "August Wilhelm von Auenmüller", ein Kursächsischer Major der Cavallerie", welcher am 08.04.1806 durch Kaiser Franz I. von Österreich in den Reichsadelstand erhoben wurde und am 09.04.1815 verstarb.

Am 06.02.1904 heiratete "Julius Emmrich Curt von Auenmüller" in Zwickau "Johanna Hedwig Emilie Forker Schubauer" (geb. 14.06.1880). Am 22.10.1880 wurde das erste Kind "Johanna Charlotte Elisabeth" geboren. Es folgten am 04.10.1906 der erste Sohn "August Wilhelm Konrad" und am 26.08.1910 die zweite Tochter "Juliane Katharina Sophia".

Wappen Heraldik Schloss Thierbach von Auenmueller

Abb.: Wappen der Familie "Curt von Auenmüller"

"Julius Emmrich Curt von Auenmüller" war nicht nur Familienvater, Landwirt und Rittergutsbesitzer, sondern bekleidete auch das Amt eines "Rittmeisters" (historische Dienstgradbezeichnung für Offiziere der Kavallerie und anderer berittener Einheiten in Deutschland und in Österreich). Im Alter von 76 Jahren starb der Bauherr am 27.06.1936 und wurde am 30.06. beigesetzt. Noch heute erinnert ein Kreuz auf dem Thierbacher Friedhof an ihn.



Abb.: "Curt von Auenmüller" auf dem Thierbacher Friedhof

Das Rittergut erbte sein Sohn "August Wilhelm Konrad von Auenmüller".
Der studierte Landwirt verkaufte am 15.03.1941 das Schloss und den Gutspark an die Betreiber des expandierenden Werkes Espenhain. Das Rittergut wurde unter dem Namen "von Auenmüllerische Rittergutsverwaltung" bis zur Enteignung 1945 weitergeführt. Die Enteignung nötigte ihn zur Flucht in den Westen und er baute sich eine neue Lebensgrundlage auf. Dort verstarb er auch im Frühjahr 1992.

Über weitere Familienkunde soll an dieser Stelle verzichtet werden, nur soviel: Der Stamm "von Auenmüller" besteht mit Kindern und Enkeln fort.

Zeitzeugen

Ein Auszug der Memoiren von "Katharina Clara Krusche geb. Günther" ermöglicht eine Zeitreise in das Jahr 1922 auf Schloss Thierbach, wo sie als Gouvernante kurzzeitig tätig war.

Familie Krusche

Abb.: Waldemar Krusche (Mitte) und Ehefrau Katharina Clara Krusche (rechts)
mit Eltern, Schwester Irene und Sohn Peter


- Anfang des Auszugs -

Thierbach
Januar 1922. - Ein trüber winterlicher Nachmittag. Auf einem Bahnsteig des Leipziger Hauptbahnhofes vollzieht sich ein Abschied, der einen bitteren Beigeschmack hat. Der Student der Theologie, Waldemar Krusche, steht vor dem Fenster des Abteils und spricht seiner Braut, die bis dato Studentin der Philologie war, Mut zu. Nun winkt er, den Hut in der Hand, mit lachenden Augen unter dem dichten schwarzen Negerhaar dem Zuge nach, der besagte Studentin mitten aus der akademischen Freizügigkeit heraus in eine rundum abgesteckte bürgerliche Welt entführt. Hauslehrerin! Hatte ich dazu mein Abitur gemacht, mein Studium erzwungen, um nun auf dem Lande in abhängiger Stellung mein Brot zu verdienen? Ja, es war sinnlos, weiter zu lavieren. Meine Einkünfte aus dem ererbten Vermögen wurden mit der fortschreitenden Entwertung der Mark immer kleiner. Ich konnte das Studium nicht zu Ende führen und musste froh sein, dass ich im vergangenen Herbst mein 2. Lehrerinnenexamen gemacht und dadurch meine Ausbildung als Volksschullehrerin abgeschlossen hatte. - Aber da war noch das andere: Waldemar begann mit den Examensvorbereitungen. Er musste seinen Kopf freihalten und wollte nicht abgelenkt werden. Meine Anwesenheit war zu dieser Zeit in Leipzig nicht erwünscht.

Draußen Schnee unter dem stumpfen, grauen Himmel, Braunkohlewerke, qualmende Schlote, Ruß - nun wieder Felder: Borna.

Vor dem Bahnhofsgebäude ein geschlossener Wagen! Der Kutscher, in Livree mit der Peitsche in der Hand, verfügbar auf dem Bock. Ein blondes Mädel streckt mir die Hand entgegen: "Ich bin Fräulein von Auenmüller," verkündet sie und bemüht sich, hochmütig reserviert dreinzuschauen. Ich muss lachen. Also denn: Szenenwechsel! Der Vorhang geht auf. Ort der Handlung: Schloss Thierbach. Mein Einzug dort verlief nicht ohne eine gewisse Feierlichkeit. Der Kutscher Friedrich trieb seine mageren Gäule zu einem dürftigen Endspurt an, als wir in die kreisförmige Einfahrt einbogen. Mit vorschriftsmäßigem Ruck hielt er vor dem Portal des weißen, im Jugendstil erbauten Schlosses, das sich vor der dunklen Kulisse des Parks fast zierlich ausnahm. Elli und ich krabbelten aus der Kutsche. Ein alter Diener in blau-weiß gestreifter Jacke öffnete die Tür, ergriff meinen Koffer und entschwand nach oben. Frau v. P. begrüßte mich in der Halle und begleitete mich in mein Zimmer im ersten Stock, das mich mit seinen altväterischen Möbeln und dem weißen Kachelofen heimatlich anmutete. Nachdem ich mich etwas zurechtgemacht hatte, holte mich Elli zum Tee, der im kleinen Esszimmer im Erdgeschoss serviert wurde. Dort fand ich die ganze Familie mit Ausnahme des Sohnes Conrad, der in einem Herrnhuter Internat in der Lausitz untergebracht war. Der ältliche Gutsherr musterte mich kritisch durch seinen, an einer schwarzen Schnur befestigten Zwicker, die 12-jährige Sophie, meine eigentliche Schülerin, knickste widerwillig und beobachtete mich misstrauisch aus dem Hintergrund. Nur die Hausfrau, eine gutgewachsene Vierzigerin mit freundlichen, klugen Augen, und die 15-jährige Elli strahlten Wärme aus. Am nächsten Morgen begann mein Arbeitstag. Vormittags Unterricht mit Sophie, nach dem Mittagessen Holz sammeln im Park, an dem sich alle außer dem alten Herren beteiligten (es war die Zeit der Kohlenknappheit!), anschließend Schularbeiten beaufsichtigen, nach dem Tee Shakespeare-Lektüre mit Elli - und am Abend las die Hauslehrerin den handarbeitenden Damen englische Romane vor! Viel Zeit zur Vorbereitung oder gar für mich selbst blieb mir nicht. Ein Lichtblick im Thierbacher Alltag war die Shakespeare-Lektüre für Elli und mich. Der Altersunterschied zwischen uns beiden betrug nur sieben Jahre, und wir hatten bald Freundschaft geschlossen.

Wenn wir uns am Nachmittag in ein stilles Zimmer zurückzogen, um einem der großen Königsdramen zu Leibe zu rücken, fanden wir Spaß daran, die kräftigen Schimpfwörter aus königlichem oder bürgerlichem Munde uns gegenseitig an den Kopf zu schmettern. Danach wälzten wir das Wörterbuch, um uns an den altväterischen Verdeutschungen zu ergötzen. Festtage waren für uns die "Kränzchentage". Einmal im Monat trafen sich die erwachsenen Töchter der Gutsbesitzer in der Umgebung reihum zu einem literarischen Nachmittag. Es wurden Dramen älteren und neueren Datums mit verteilten Rollen gelesen. Kleist, Hebbel und Hauptmann mögen darunter gewesen sein. Unsere beste Kraft war zweifellos Elli. Die Leitung fiel mir zu. Die Fahrten im Fond des Thierbacher Landauers waren ein Genuss für mich. - Bald merkte ich, dass der Adel der damaligen Zeit, zwischen den zwei Kriegen, seine gute literarische Bildung noch nicht eingebüßt hatte. Die deutschen Klassiker waren ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Es gab kein Zitat, das sie nicht einordnen konnten. "Don Carlos" und "Faust I" konnte man von A-Z auswendig. Umso krasser empfand ich die Enge ihres Standesbewusstseins. Nicht, dass sie auf mich als Bürgerliche herabgesehen hätten - im Gegenteil, ich durfte an den großen "Gesellschaften" teilnehmen und habe mich selten so gut über Kunst und Literatur unterhalten wie mit den Gräfinnen und Freifrauen. Aber es war doch ein unsichtbarer Zaun zwischen ihnen und der übrigen Welt aufgerichtet. "Das ist doch nicht standesgemäß", - "Aber der hat ja keine noblen Passionen" - solche Äußerungen hörte man oft. Die politische Partei des Adels waren die "Deutschnationalen". In den Inseraten der Gutsbesitzer wurden Hauslehrerinnen "mit deutschnationaler Gesinnung" gesucht. - Welches Entsetzen spiegelte sich auf dem Gesicht des alten Herrn, als er von meiner Verwandtschaft mit dem Rechtsanwalt (Dr. Rudolf) Mothes hörte, der Verteidiger im Leipziger Kommunistenprozess gewesen war! Das konnte er mir nie vergessen.

Kurz vor meinem Weggang aus Thierbach konnte ich Elli noch einen Dienst erweisen. Sie besaß ein Puppentheater mit einer Bühne von etwa 1200 Quadratzentimetern. Darauf inszenierte sie "Iphigenie", die "Zauberflöte" oder "Wilhelm Tell". Sie hatte winzige Püppchen aus Pappe, denen sie Kostüme aus Krepp- und Seidenpapier zuschnitt und aufklebte. Es war erstaunlich, dass diese Kostüme stilecht waren. Ich machte die Eltern auf dieses seltene Talent aufmerksam und erlaubte mir den bescheidenen Rat, es ausbilden zu lassen, um ihr zu einem Beruf zu verhelfen, der ihrer Begabung entsprechen würde. Bei dem Wort Kostümzeichnerin schrie Papa von Auenmüller entsetzt auf: "Aber das ist doch nicht standesgemäß!" Schließlich gelang es mir wenigstens durchzusetzen, dass Elli Zeichenunterricht in der Stadt bekam. Sie ist später doch noch Kostümzeichnerin geworden und bekam eine Stelle am Dresdener Schauspielhaus, die nicht nur gut bezahlt wurde, sondern Elli auch viele Anregungen brachte durch den Umgang mit Schriftstellern und Schauspielern von Rang und Namen.

Öltzschau
Sommer 1922 - Mit dem Eintritt Sophies in das Altenburger Stift (ein Lyzeum für adlige Mädchen) war meine Tätigkeit in Thierbach Ende Juli 1922 abgeschlossen. Ehe ich es verließ, wurde ich von der Frau des Gutspächters in Öltzschau für ihre beiden Töchter (13 und 8 Jahre alt) als Hauslehrerin "engagiert". Im September trat ich dort an. Öltzschau liegt etwa 6 km von Thierbach entfernt. Herr Gontard war ein tüchtiger Landwirt und stand sich - trotz der damaligen labilen wirtschaftlichen Lage - als Pächter bedeutend besser als Herr von Auenmüller, der sein schönes Gut nicht selbst bewirtschaften konnte und von seinem Pächter abhängig war. Herr Gontard stammte aus einer französischen Emigrantenfamilie, die in Frankfurt am Main ansässig gewesen war. Er war ein Nachfahre von Suzette Gontard, dem Urbild von Hölderlins Diotima. Die Familie Gontard ist im Besitz des Goetheschen Puppenhauses, von dem in "Dichtung und Wahrheit" erzählt wird. Im Laufe eines abendlichen Gesprächs am Familientisch machte ich die Entdeckung, dass ich über die Familie Mothes-Dürr mit Gontards verwandt bin.

Das Leben in Öltzschau stand auf einer breiteren Basis als das in Thierbach. Da war der große Gutshaushalt mit fünf Kindern, den Dienstboten und Angestellten (auch der Inspektor und die Gärtnerin aßen mit am Familientisch), dem geräumigen Hof samt den Ställen und allem Getier. In diesem geordneten Betrieb hatte jeder Einzelne seinen Platz und seine Aufgabe, aber auch je nach seiner Stellung etwas Freiheit für sein privates Leben. Durch die Erfahrungen, in Thierbach gemacht, ließ ich mich - abgesehen von der Beaufsichtigung der Schularbeiten - auf eine Beanspruchung außerhalb des Unterrichtes nicht ein. So war ich am frühen Nachmittag und abends frei. Ich machte weite Spaziergänge, las viel und fuhr regelmäßig alle vier Wochen übers Wochenende nach Leipzig zu Waldemar. Das waren die Höhepunkte meines damaligen Lebens! Mein Gehalt konnte mit dem Tempo der Inflation auch hier nicht Schritt halten. Aber während ich in Thierbach um jede Gehaltserhöhung einen Kampf ausfechten musste (und das war alle drei Monate nötig), war man hier großzügiger und passte die Gehälter der Dienstboten und Angestellten laufend dem jeweiligen Geldwert an. Es war ein Wettlauf mit dem Staatsbankrott, dem sich damals kein Arbeitgeber entziehen konnte. Waldemar hatte in Leipzig nach wie vor ein Stipendium und hatte merkwürdigerweise immer genügend Geld - ebenso wie (Waldemars Schwester) Irene, die seit dem Herbst 1921 auch in Leipzig studierte.

- Ende des Auszugs -

Historische Aufnahmen



Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 340) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Eingangstor (Straßenseite)




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 341) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Eingangsseite




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 341) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Teilansicht der Eingangsfront




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 341) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Teilansicht Eingang




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 458 576) / Aufnahme D. Kunert 30.10.1994
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Seitenfront




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 343) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Ansicht von der Parkseite




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 473 348) / Aufnahme Adamiak 07.10.1987
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Porphyrsäulen mit Blattkapitellen
vom Altan an der Parkseite




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 458 554) / Aufnahme D. Kunert 23.03.1995
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Schloßpark




Abb.: Fotokopie aus Heimatmuseum / Aufnahme ca. 1990
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Vestibül mit Blick auf Marmor- und Dreiflügel-Treppe




Abb.: Fotokopie aus Heimatmuseum / Aufnahme ca. 1990
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Vestibül mit Blick
linke Seite der Dreiflügel-Treppe




Abb.: Fotokopie aus Heimatmuseum / Aufnahme ca. 1990
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Dreiflügel-Treppe im Obergeschoss
mit Blick auf linkes Geländer






Abb.: Fotokopie aus Heimatmuseum / Aufnahme um 1995
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Dreiflügel-Treppe (hier ohne Geländer)
im Obergeschoss und Decke mit Blick Richtung Haupteingang




Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 458 577) / Aufnahme D. Kunert 10.02.1995
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Treppenhaus EG mit Blick auf
Dreiflügel-Treppe (hier ohne Geländer) Richtung Haupteingang




Abb.: Aufnahme um 1995 / Quelle unbekannt / Blick auf Haupteingangstür



Abb.: SLUB Fotothek (Neg.nr. FD 458 578) / Aufnahme D. Kunert 10.02.1995
Kitzscher-Thierbach Schloß (Ruine) / Treppenhaus 1. OG aus Sicht
der rechten Dreiflügel-Treppe (hier ohne Geländer)


Originale

Originalgouach gefertigt von "Adolf und Isodore Rachlitz" aus Bautzen entstanden um 1890 beschriftet mit "Auenmüller Sachsen". Die Darstellung von ca. 7 x 10 cm ist sehr gut erhalten und sehr fein ausgeführt sowie farbfrisch mit Goldglanz erhalten.

Wappen von Auenmueller

Abb.: Die Couache ist eine Malerei mit deckenden Wasserfarben.
Die Farben enthalten die gleichen Bindemittel wie Aquarellfarben,
werden aber mit deckendem Weiß vermischt um ein höhere Farbdichte zu erzielen.
Sie erhalten dadurch eine völlig andere Wirkung.
Die Farben sind heller und glänzender.




Abb. : Im Heimatmuseum aufbewahrtes Kleidungsstück "Servierschürze" einer Bediensteten



Abb.: Gemälde "Schloss Thierbach" ausgestellt im Rathaus der Stadtverwaltung "Kitzscher"

Architektur

Der Architekt von "Schloss Thierbach" ist namentlich leider nicht bekannt, da den Ämtern weder Baupläne noch Nachweise vorliegen. Studiert man jedoch den Baustil der Neogotik zu jener Zeit, sind die Spuren des Architektes vergleichbarer Schlossanlagen deutlich zu erkennen.

Schloss Vogelsang Steyr / Anton Plochberger

Das Schloss Vogelsang in Steyr (Österreich) weist besonders viele Parallelen zu Schloss Thierbach auf. Anton Plochberger fertigte 1877 die Pläne für den Industriellen und Bauherrn Josef Werndl. Die Fertigstellung der Außenhülle und des Parks erfolgten 1884, insbesondere durch den Druck der dortigen Weltausstellung zur Elektrizität.

Nahezu identisch sind Türme, Teile des Gesims und der Stuckfassade als auch deren Abstände zueinander. Sogar die Fenster- und Türleibungen sowie Zaun- und Torelemente haben mehrere Übereinstimmungen. "Anton Plochberger" hat mit dieser Schlossanlage sehr offensichtlich den Ursprung für Schloss Thierbach gelegt. Auch die Fertigung einzelner Elemente und Vorlagen stammen sehr wahrscheinlich aus dieser Region. Auch die Beziehung des Reichsadelstandes der Familie von Auenmüller reichen bis nach Österreich.



Abb.: Historische Ansichtskarte Schloss Vogelsang in Steyr (Österreich)

Folgende Villen, Herrenhäuser und Schlossbauten charakterisieren
die Stilelemente der Neogotik im Sinne von Schloss Thierbach besonders auffällig
und könnten als inspirierende "Vorreiter" gedient haben:


Schloss Reichenow

Schloss Wrangelsburg

Schloss Ketschendorf

Schloss Mengelsdorf

Schloss Kittendorf

Schloss Mehrenthin (Mierzecin)

Schloss Galanta

Schloss Arenfels

Clombi Schlössle

Schlossmuseum 5-Kontinente

Schloss Friedelhausen

Schloss Neetzow

Schloss Ralswiek

Schloss Waldenburg

Folgende Literatur und Vorlegeblätter scheinen
für die Bauplanung und Bauweise von Schloss Thierbach
teilweise Verwendung gefunden zu haben:


1. Georg Gottlob Ungewitter (* 15. September 1820 in Wanfried - 6. November 1864 in Kassel) war ein deutscher Architekt und Lehrer an der höheren Gewerbeschule zu Kassel. Ungewitters Lehre, Gebäudeentwürfe und erschienene Buchprojekte haben geholfen, hohe Standards von Kunstfertigkeit mit einer archäologischen Genauigkeit zu entwickeln. Seine feinen Details von Säulen, Fenstern und Balkenköpfen wurden erst eine Generation später üblich.

2. Friedrich Hoffstadt (* 31. Januar 1802 in Mannheim - 7. September 1846 in Aschaffenburg) war ein deutscher Richter, Maler und Kunstschriftsteller. Bedeutend wurde sein Hauptwerk, das Gothische ABC-Buch, mit dem er zu Beginn der neugotischen Periode des 19. Jahrhunderts Grundregeln für Künstler und Werkleute zusammentrug und einen Grundriss christlicher Architekturgeschichte erstellte. Sein Nachlass wird im Architekturmuseum der Technischen Universität München verwahrt.

3. Conrad Wilhelm Hase (* 2. Oktober 1818 in Einbeck - 28. März 1902 in Hannover) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Neugotik des 19. Jahrhunderts. Sein Engagement für den Erhalt und die Pflege historischer Bausubstanz machte ihn zum Vorreiter der Denkmalpflege.

4. Ludwig Lange (* 22. März 1808 in Darmstadt - 31. März 1868 in München) war ein deutscher Architekt, Architektur- und Landschaftszeichner. Bekannt wurde Ludwig durch seine lithographierten Malerischen Ansichten der merkwürdigsten und schönsten Kathedralen, Kirchen und Monumente der gotischen Baukunst am Rhein, Main und an der Lahn (Frankfurt 1833-1834). Im Jahr 1832 gab er zusammen mit dem Kupferstecher Ernst Rauch Original-Ansichten von Deutschland heraus, dass nach seinen Zeichnungen Originalansichten der damals vornehmsten Städte in Deutschland, ihrer wichtigsten Dome, Kirchen und sonstigen Baudenkmäler im Stahlstich enthält.

Baupläne und Tafeln



Abb.: Tafel "Mittelrisalit Frontansicht Mitte"



Abb.: Tafel "Gesims"



Abb.: Tafel "Doppeltür"



Abb.: Tafel "Fenster"



Abb.: Tafel "Dreiflügel-Treppe"



Abb.: Im Heimatmuseum aufbewahrtes Original Treppenhaus-Element aus Holz

Ziele

folgt

Schlusswort

folgt

Quellen

folgt

Presse

folgt

Updates

letztes Update am 12. April 2021

Impressum

autor@schloss-thierbach.de

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